Boris Bühler

 

Ausser seinen Solowerken die ausschliesslich auf Vinyl produziert worden sind, spielt und singt Boris seit über 40 Jahren bei der Band Sisyphos und früher bei Twins Company. Zudem gründete er das Plattenlabel Moonrecords:

www.moonrecords.ch

 

03.10.2022: Gespräch wurde von Veit Stauffer organisiert und fand bei ihm zu Hause statt - @Veit, vielen Dank für deine wertvollen Hinweise und das knüpfen solcher Kontakte!

 

 

Von Boris zu Boris - erzähl doch mal was über deinen Werdegang:

Mit Jahrgang '51 war ich zu der besagten Zeit in den 60ern noch jung, aber weil ich damals bereits erwachsen ausgehen habe, konnte ich bereits in Clubs oder an Anlässe, die mir eigentlich noch verboten waren. Mit 18i war ich quasi bereits Profi-Musiker und konnte mich der Showband "Twins Company" anschliessen. In den 70ern war ich in einer Hippie-Kommune im Appenzell, danach hab ich ein eigenes Musik-Label gegründet. Ob als Drummer oder Sänger, Producer oder Songwriter - ich liebe alles was mit Musik zu tun hat.

 

Wie ist deine Liebe zur Musik entstanden?

Ich konnte 1966 in der Nähe der Schweizer Grenze ein Konzert der britischen Band THE WHO sehen - und Keith Moon hat mich dazu bewegt, Musiker zu werden.

 

Dann haben wir nicht nur den Namen gemeinsam! THE WHO sind meine absolute Lieblingsband. 

Mit meinem Jahrgang muss ich meine Vorstellungskraft bemühen, um die Zeit um 1969 zu verstehen - wie war das damals im Niederdorf, dem Beat-Club im Hirschen bzw. der Zürcher Musikszene?

Naja, da bin ich mir echt nicht sicher, ob das zur Sabbath-Zeit noch Beat-Club geheissen hat. Die Beat-Welle war da schon längst am Abflachen und die Live-Musik den Discotheken gewichen. Das hat nichts mit der späteren Disco-Musik zu tun, sondern mehr damit, dass aus England diese Discjockey-Trend aufs Festland überschwappte. Das Publikum wollte zu den angesagten Hits tanzen. Das machte es für Live-Bands schwierig. Z. Bsp. war das auch der Untergang der grossen Jazz-Musiker. Mit unserer Showband "Twins Company" haben wir im Pony die Pausen der grösseren Acts überbrückt. Das Pony war eher bieder, es gab keinen Alkohol und die hatten ein sehr sauberes Image. Wir waren mehr eine Show, als wirklich eine Live-Band. Man könnte fast sagen, eine Boy-Band - schliesslich hatten wir sogar einen Fanclub. Wir absolvierten kurze Sets à 20 Minuten in den Pausen der Haupt-Acts. Und in unseren Pausen haben wir uns in den Hirschen verzogen um Black Sabbath zu sehen.

 

Der Hirschen war ja nicht so "sauber" wie das Pony richtig?

Ja, definitiv. Man kam ohne Eintritt rein und der Umsatz wurde über die Konsumation gemacht, weshalb dort viele Alkoholiker waren. Dass gleich um die Ecke das berüchtigte Cafe Olden lag, trug vermutlich auch dazu bei, dass es genau das Gegenteil vom Pony war. Der Hirschen lief nicht gut - und war auch ziemlich abgefuckt. Die Strichmeile war damals noch hauptsächlich im Niederdorf anzutreffen. Und in der Gasse neben dem Hirschen beim Cafe Olden - das war damals der einzige Umschlagplatz für alle möglichen Substanzen. Erst später verlagerte sich das Ganze an die Seepromenade und später zum Platz Spitz oder dem Letten. 

   

Wie habt Ihr davon erfahren, dass da so eine Band aus Birmingham spielt?

Die Musikszene war damals sehr klein. Ausserdem hatte der Hirschen nicht permanent Live-Bands en masse. Natürlich immer mal wieder, aber definitiv nicht am Stück. Deswegen war das schon grundsätzlich was Besonderes. Ich erinnere mich, dass im Hirschen immer mal wieder Bands so ein 2-Wochen-Engagement hatten, die sich später einen Namen machten. Aber, dass Black Sabbath was Besonderes waren, hat sich in diesem "Underground" sehr schnell als "Sensation" herumgesprochen. Im Hirschen waren nie viele Leute und hauptsächlich Männer. Bei den Sabbath-Konzerten sah man bald immer die gleichen Gesichter - vielleicht haben Sie deshalb länger als die üblichen zwei Wochen dort gespielt, weil es so ein Erfolg gewesen war.

 

Das würde auch erklären, warum die Alben von Black Sabbath von Anfang an in die Schweizer Charts kamen und der Name in den Musikzeitschriften auftauchte.

Ziemlich sicher, ja, das machte die Runde wie ein Lauffeuer.

 

Erinnerst du dich an Dr. Schwarzwald und seine Tochter Trudi? Sie waren es ja, die Black Sabbath explicit die Drum-Solos verboten hatten, weshalb Sie die Drum-Solos in Jam-Sessions versteckten und so der Song "War Pigs" entstanden ist. 

Ja, der kleine Dr. Schwarzwald war ziemlich giftig und schien immer etwas angepisst zu sein. Sie waren Österreicher wenn ich mich recht erinnere. Das klingt sehr plausibel mit dem Verbot der Drum-Solos.

 

Waren die Konzerte eher Blues-lastig?

Zwischendurch, viele kannten ja auch die Sachen von Aynsley Dunbar. Aber, sie spielten auch einiges vom ersten Album. Aber für alle Anwesenden war klar, das ist was ganz Spezielles. Ich erinnere mich auch gut an die längeren Improvisationen. Man merkte der Band an, dass Sie gut aufeinander eingespielt waren.

 

Was hältst du vom Gerücht, Tony Iommi hätte diese Marathon-Konzerte nicht hingekriegt und wäre zwischenzeitlich von einem Schweizer Gitarristen abgelöst worden?

Keine Chance, ich war 14 Tage lang jeden Tag dort und die waren immer zusammen.

 

Hast du mit den Jungs geredet?

Nein, ich war damals eher schüchtern. Und als Schlagzeuger hab ich mich immer so postiert, dass ich mir Bill Ward genau anschauen konnte. Damals waren die Drums ja nicht mit Mikrofonen verstärkt - und seine Wucht hat mich total fasziniert. Klar und kraftvoll.

 

Was ist dir von den Auftritten am meisten in Erinnerung geblieben?

Die Auftritte haben mich umgehauen - und Sie waren extrem laut! Es gibt zwei Bands deren Live-Auftritte für mich eine Offenbarung waren - Hendrix im Hallenstadion 1968 und Black Sabbath 1969 im Hirschen. Sowas hat man bis dahin noch nie gehört gehabt und hat alles Dagewesene in den Schatten gestellt. Ich bin zwar eher Jazz-Liebhaber geblieben und nie ein "Metal-Fan" geworden, aber, ich war nur von Black Sabbath gleichermassen beeindruckt wie von Hendrix. Eine Offenbarung halt. 

  

Sie spielten Sets à 45 Minuten - wie war das zwischen den Pausen?

Ja, das wären jeweils kurze Auftritte - 45 Minuten kommt hin. Und sie spielten zu jeder vollen Stunde. Sie hatten ja einen Stock höher eine Bleibe, so eine Art Mansarde - aber der Hirschen war damals schon ziemlich heruntergekommen. Sie blieben meistens unten und an der Bar. Sie waren sehr zugänglich, vor allem Tony Iommi. Ozzy hingegen war glaube ich ziemlich abgemeldet und selten nüchtern. 

 

Ein Mysterium bleiben ja die genauen Daten und wie viele Wochen es nun wirklich waren. Im Booklet der Deluxe-Edition vom Paranoid-Album, heisst es sechs Wochen, aber von den sonst bekannten Gigs aus dieser Zeit, passt das irgendwie nicht auf die Reihe - weisst du was darüber?

Also, mit Garantie waren es mindestens 14 Tage - so lange ging unser Engagement im Pony und ich ging jeden Abend im Hirschen vorbei. Und weil die Sensation schon beim Beginn unserer Konzerte die Runde machte, gehe ich davon aus, dass Sie schon vorher da waren. Die exakten Daten kann ich nicht nennen, aber es müsste November '69 gewesen sein.

 

Herzlichen Dank für das Teilen dieser faszinierenden Erinnerungen!

  

 

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Hamburg has the Beatles...

 

...but Zurich has Black Sabbath!!!

 

What!? Before their breakthrough, Black Sabbath played in Zurich at the Hirschen-Club for six Weeks!?

And while playing there, they wrote several Songs for the Paranoid-Album including "War Pigs"!?

Yes, that's how it is: In Autumn 1969 the steel forge, or the Birthplace of Heavy Metal, was wright in the Centre of the Niederdorf (old part of the city)!

A gap in the music-historical meaning of Zurich...

...will hopefully be closed with this hommage